Naturbrut – Vererbung der natürlichen Verhaltensform

Um die Naturbrut und das Naturbrutverhalten der Gouldamadine zu erhalten und zu fördern, bedarf es einer gezielten Auswahl der Zuchtvögel. Wie bereits unter Zuchtstamm beschrieben, vererbt sich das natürliche Brut- und Aufzuchtverhalten ebenso wie andere, meist optisch sichtbare Faktoren. Diese sind beispielsweise Farbe, Form, Haltung oder Gefieder. Auch finden sie in der Auswahl und in der Paarzusammenstellung bei den meisten Züchtern dann regelmäßig Berücksichtigung. Man kann sie äußerlich sehen (phänotypische Merkmale) und einen direkten Bezug herstellen kann. Alle nicht sichtbaren, verborgenen Faktoren (weitere genotypische Markmale) bleiben in der Regel unberücksichtigt. Da man sie nicht sehen kann, glaubt man allzu schnell, dass sie eine eher untergeordnete oder gar keine Bedeutung für die Zucht der Gouldamadine haben. Doch Vorsicht! Dies könnte mitunter der falsche Weg sein.


Oder warum machen sich die meisten Züchter dann doch Notizen über die nicht sichtbaren Spalterbigkeiten in Bezug auf die Farbe ihrer Zuchtvögel? Diese sind doch ebenfalls verborgene Faktoren, die man nicht sehen kann?! Ist die potenzielle Farbgebung für die Zucht wirklich wichtiger als ein erfolgreiches Verhalten in der Aufzucht der nächsten Generation?

Junge Zuchtpaare überzeugen

Junges Zuchtpaar 2020
Zuchtpaar 2020

Hier eines unserer aktuellen Zuchtpaare aus 2020. Beide Gouldamadinen sind Jungvögel aus der Zucht 2019 und werden erstmals zur Brut angesetzt.
Nach einem normalen Balzritual beginnt das Männchen am zweiten Tag mit dem Nestbau und baut ein vollständiges und formschönes Nest. Selbst dieser erste Schritt einer erfolgreichen Brut läuft in vielen Fällen alles andere als „natürlich“ ab. Dies zumeist, wenn ein ausgeprägtes Naturbrutverhalten in der Priorität des Züchters nicht an einer der ersten Stellen steht.
Nach einem „festen Sitzen“ erfolgt der zeitgleiche Schlupf aller 6 Jungvögel. Festes Sitzen meint das regelmäßige und dauerhafte Bebrüten der Eier ab dem dritten Ei. Die jungen Gouldamadinen werden von Beginn an von beiden Eltern regelmäßig gefüttert und bestens versorgt.

Wie beim Zuchtpaar im Beitragsbild mit den sechs Jungvögeln dürfen wir uns regelmäßig über diese natürlichen Brut- und Aufzuchterfolge freuen. Uns ist dabei bewusst, dass es längst nicht allen Züchtern so ergeht. Daher empfehlen wir bei der Zucht und der Auswahl der Zuchtvögel immer auch den Faktor „Naturbrutverhalten“ im Blick zu behalten. Rückblickend auf über 35 Jahre, in denen wir uns mit Zucht von Gouldamadinen beschäftigen, kann resümiert werden: Der Faktor für ein ausgeprägtes Naturbrutverhalten vererbt sich weiter und und kann gefestigt werden. Dies bestätigen uns auch andere erfahrene Züchter. Aber auch Jungzüchter und Neubeginner in der Gouldamadinenzucht, die mit Vögeln aus unserem Zuchtstamm sehr gute Erfahrungen gemacht haben.

Ein Club nach dem Vorbild Naturbrut

Einen besonderen Wert auf dieses Naturbrutverhalten legt auch der in den Niederlanden beheimatete Speciaalclub Natuurbroed Gouldamadine Nederland (SNGN). In diesem Club verpflichten sich alle Mitglieder der natürlichen Zucht der Gouldamadine, welches die Naturbrut voraussetzt.

Des öfteren wird in Züchterkreisen darüber gesprochen, dass die in anderen Ländern noch verbreitete Ammenzucht dazu führt, dass die jungen Gouldamadinen viel größer werden, da sie regelrecht „gestopft“ werden von den Ammeneltern seit den ersten Tagen ihres jungen Lebens. Dies mag mitunter stimmen und dazu führen, dass die Gouldamadinen in Größe und Form besser gedeihen als unter normalen Bedingungen bei ihren echten Eltern. Doch dieser Vergleich hinkt aus unserer Sicht. Seit über 20 Jahren beobachten wir die Entwicklung des SNGN sowie die Entwicklung unseres eigenen Zuchtstammes und können feststellen, dass sich die Vögel in Größe, Form und allgemeiner Qualität sehr verbessert haben. Sie stehen den Gouldamadinen aus Ammenaufzucht in keiner Weise nach und daher führen wir dies auf ein ausgeprägtes Naturbrutverhalten mit vorbildlicher Fütterung zurück. Dies ist Beleg dafür, dass es sich lohnt, den Weg der Naturbrut zu gehen.

Ammenzucht – der Feind der Naturbrut

Einen weiteren Nachteil neben dem oftmals zu wenig ausgeprägten natürlichen Verhalten kann man gleich von Beginn an ausmerzen. Die großen und oftmals formschönen Vögel aus Ammenzucht haben den Nachteil, dass sich deren Größe und Form nicht immer weitervererbt. Die unwissenden Käufer dieser oftmals sehr teuren Vögel sind (nach hoffentlich geglückter Aufzucht) dann sehr enttäuscht, dass die Jungvögel nicht dieselbe Größe und Form der Eltern erreichen. Oft sind diese Nachzuchten dann klein und zeigen eine eher mittelmäßige Qualität. Für die Weiterzucht sind sie nicht geeignet (ebenso wie die in Wirklichkeit kleinen Eltern) und der anspruchsvolle Züchter hat neben dem Geld ein wertvolles Zuchtjahr verloren.

Folgen Sie also als gewissenhafter Züchter und Liebhaber der Gouldamadine dem Weg der Naturbrut und haben Sie viel Freude am natürlichen Verhalten dieser wunderschönen Vogelart!